Löschen als Pflicht
Seit der Mensch gelernt hat, sich das Feuer nutzbar zu machen, trifft er Vorkehrungen, um sich vor dessen Gefahren zu schützen. Der im Laufe der Jahrhunderte stetig verbesserte vorbeugende Brandschutz konnte jedoch nicht verhindern, dass es bis ins 19. Jahrhundert immer wieder zu verheerenden Bränden kam. Weltersburg wurde kurz vor 1664 von einer solchen Brandkatastrophe heimgesucht. Der größere Teil des Dorfes mitsamt der noch strohgedeckten Kapelle fiel dem Feuer zum Opfer. Vermutlich sind nur die in der Untergasse gelegenen Häuser und die Scheunen vor dem Dorf verschont geblieben. Da es in der damaligen Zeit noch keine Brandversicherung gab, standen viele Familien vor dem Ruin. Beim Wiederaufbau war man auf die Unterstützung von Nachbarn und der Obrigkeit angewiesen. Erst im 19. Jahrhundert wurde in den Dörfern unserer Umgebung eine Brandversicherung eingeführt. Jeder Hausbesitzer hatte entsprechend dem Schätzwert seines Hauses jährlich eine Versicherungssumme zu zahlen. Im Weltersburger Brandkataster von 1856 waren insgesamt 39 Anwesen (80 Gebäude) mit einer Gesamtsumme von 40.730 Gulden (darunter das "Brambacher Schloss" mit 13.600 Gulden) versichert. Eine Grundausstattung an Feuerlöschgeräten, darunter auch eine Feuerspritze, dürfte damals bereits vorhanden gewesen sein. 1828 wird im Gebäudeverzeichnis von Weltersburg ein aus Stein erbautes, mit Schiefern gedecktes Spritzenhaus erwähnt, das vermutlich an der Stelle des 1938 erbauten Feuerwehrgerätehauses (heute Bauhof) stand. Im Brandkataster von 1859 findet dieses Gebäude keine Erwähnung mehr. Es ist zu vermuten, dass es damals bereits abgetragen war, da die Feuerlöschgeräte in der Folgezeit im Gemeindebackhaus aufbewahrt wurden. 1853 wird ein Gemeindebrandleiternhaus erwähnt, das seinen Standort unmittelbar vor dem alten Feuerwehrgerätehaus hatte. Dabei handelte es sich um eine ca. drei Meter lange, überdachte Aufhängevorrichtung für Feuerleitern und Feuerhaken. Das Mobilienverzeichnis von 1894 nennt an Feuerlöschgerätschaften drei Feuerleitern, 32 Feuereimer und 4 Feuerhaken. In der Folgezeit verfügte die Gemeinde über einen einachsigen hölzernen Schlauchwagen, der bis heute vorhanden ist.
Für die Löschwasserversorgung standen in alter Zeit der Dorfbrunnen (heute Standort des Ehrenmals für die Gefallenen der beiden Weltkriege) und ab 1865 ein weiterer Ziehbrunnen vor dem Dorf zur Verfügung. Um im wasserarmen Weltersburg einen zusätzlichen Vorrat an Löschwasser bereithalten zu können, wurde in nassauischer Zeit in der Untergasse ein Brandweiher von ca. drei mal vier Metern angelegt. Nach dem Bau der Wasserleitung im Jahr 1912 wurde der Brandweiher überflüssig und in den Folgejahren abgetragen. Bis Mitte der 1920er Jahre verschwanden die für das Dorf bis dahin charakteristischen Strohdächer. Lediglich ein Teil der Scheunen war noch bis in die Nachkriegszeit strohgedeckt. Mit der Elektrifizierung in den 1930er Jahren und der damit verbundenen Ablösung von Kerze und Petroleumlampe als Lichtquelle wurde eine der traditionellen Brandgefahren beseitigt.
Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr
An Geräten waren damals nur ein Standrohr, einige Schläuche und Stahlhelme sowie der einachsige Schlauchwagen vorhanden. Der Brand einer Feldscheune Ende 1962 war Anlass für erste Gespräche über die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Am 23. Januar 1963 trafen sich Bürgermeister Alfred Schneider und Kreisbrandinspekteur Popp aus Hachenburg mit 21 Männern des Dorfes zur Gründungsversammlung in der Gaststätte Munsch. Zum ersten Wehrführer wählte die Versammlung Josef Schmidt, der das Amt bis 1969 begleitete. Im August 1963 erhielt die Feuerwehr einen einachsigen TSA (Tragkraftspritzenanhänger), der von einem Traktor gezogen wurde. Die Kosten für die Anschaffung übernahm die Ortsgemeinde.
1969 wurde Berthold Weber, der in den 60'ern bereits der Pflichtfeuerwehr vorstand, neuer Wehrführer der FF und leitete die Wehr auch im Jubiläumsjahr 1988. Vom 24. bis 26. Juni 1988 feierte die Freiwillige Feuerwehr und ihr Musikverein das 25-jährige Bestehen. „Welches kleine Dorf kann sich eine Feuerwehr und eine Hauskapelle leisten?“ fragte der damalige Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Hans Schmidt, beim Festkommers. Alle Weltersburger waren an den drei Tagen der Feierlichkeiten auf den Beinen, der Ort platzte nach dem Festzug, an dem 43 Wehren und Musikvereine teilnahmen, förmlich aus allen Nähten.
Der Musikverein der FF Weltersburg war 1967, damals noch als Fanfarenzug, unter der Leitung von Josef Göbel, als eigenständige Gruppe in den Feuerwehrverein integriert worden. Den Fanfarenzug gab es in Weltersburg bereits seit 1956. Ab 1977 wurde die Umstellung auf Ventilinstrumente erwogen, um das musikalische Repertoire zu erweitern. Mitte 1979 schließlich wurde aus dem Fanfarenzug, der Musikverein der Freiwilligen Feuerwehr Weltersburg. Im Jubiläumsjahr 1988 zählte der Musikverein 32 Aktive, unter Dirigent Horst Hastrich (Seck). Die Musiker sollten für mehr als fünf Jahrzehnte ein Teil des "Feuerwehrvereins" bleiben. Erst mit der notwendigen Umstrukturierung des bis dahin nicht eingetragenen Feuerwehrvereins in einen gemeinnützigen Förderverein, teilten sich die beiden Zweige 2018 in die beiden eigenständige Vereine Verein zur Förderung der Freiwilligen Feuerwehr Weltersburg e.V. und Musikverein Weltersburg e.V. auf.
Die Achtziger
Die bis dahin der Ortsgemeinde unterstehende Freiwillige Feuerwehr wurde 1975 in den Verantwortungsbereich der Verbandsgemeinde Westerburg übernommen. Im August 1981 erhielt die Wehr erstmalig ein (gebrauchtes) Feuerwehrauto und musste fortan nicht mehr mit einem Traktor zum Einsatz fahren. Es handelte sich um TSF-Tr auf einem VW T1 (Bulli), Baujahr 1960, welches von der Nachbarwehr aus Girkenroth übernommen wurde.
Im Jahr 1987 wurden die Weltersburger von der Verbandsgemeinde mit zwei Atemschutzgeräten (Pressluftatmer) ausgestattet. Eine Spende der Familie Ute & Philipp Wienand, den damaligen Besitzern des Alten- und Pflegeheims "Haus Welterswald", machten wenige Jahre später eine Aufstockung auf 4 Atemschutzgeräte möglich. Die Einsatzabteilung verfügte in den Achtzigern über 24 Feuerwehrmänner.
Im November 1987 konnte mit dem Bau eines neuen Feuerwehrhauses begonnen werden, welches im Mai 1989 feierlich eingeweiht wurde. Gleichzeitig erhielt die Wehr ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug (Ford Transit), da der "Bulli" aus dem Jahr 1960 nicht mehr verkehrstüchtig und auch nicht mehr zeitgemäß war.
Im November 1989 wurde Berthold Weber, der bis zu seinem 60. Geburtstag die Wehr leitete, aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Gerd Holzbach wurde auf Vorschlag der Wehr und der Ortsgemeinde zum neuen Wehrführer gewählt. Sein Stellvertreter war, wie auch schon zu Webers Zeiten, Ottmar Flügel.
Die Neunziger
Die Neunziger waren unter anderem geprägt durch den Ehrgeiz der Mannschaft, sich den Wertungsrichtern beim sog. Feuerwehrleistungsabzeichen zu stellen. Mehrere Jahre in Folge wurde über Wochen geübt, um sich den Anforderungen der Leistungsstufen Bronze, Silber und Gold zu stellen. Am Ende der Neunziger zierte eine große Anzahl an entsprechenden Urkunden eine Wand im Mannschaftsraum des Gerätehauses.
Gründung der Jugendfeuerwehr mit Fahnenweihe
Seit Anfang des Jahres 1995 gingen zwölf Jungen und drei Mädchen ihrem Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr nach. Mit der Gründungsfeier der Jugendfeuerwehr am 14. und 15. Juni 1997 wurden die Jugendlichen offiziell aufgenommen. Schirmherr Philipp Wienand überreichte einen Wimpel als Geschenk für die Jugendlichen. Neben der feuerwehrtechnischen Ausbildung in Theorie und Praxis stehen bei der Jugendfeuerwehr Spiel und Spaß im Vordergrund. Besonders hervorzuheben ist das Ausrichten einer Großübung aller Jugendwehren der Verbandsgemeinde Westerburg im Jahr 1998.
Am Gründungstag der Jugendfeuerwehr erhielt auch die Freiwillige Feuerwehr Weltersburg von Philipp Wienand eine eigene Feuerwehrfahne. „Wenn Feuerwehren bei Umzügen und Festen in Uniform und mit einer Fahne durch die Straßen ziehen, wollen wir Geschlossenheit demonstrieren und deutlich machen, dass uns die Zugehörigkeit zu einer Feuerwehr über Gemeinde- und Landesgrenzen hinweg verbindet“, erläuterte Wehrführer Gerd Holzbach das Tragen einer Feuerwehrfahne.
Ein neues Jahrtausend
Eine neue Aufgabe
Bereits vor 2010 hatte Michael Dasbach, der neben der Feuerwehr auch im DRK aktiv ist, die Idee, eine sog. First-Responder Gruppe in Weltersburg ins Leben zu rufen. "First Responder", anderenorts auch "Helfer vor Ort" genannt, sind professionelle ehrenamtliche Ersthelfer, die bei medizinischen Notfällen qualifizierte Erste Hilfe leisten, um die Zeit bis zum Eintreffen des regulären Rettungsdienstes zu überbrücken. Ab 2010 nahm der Plan Fahrt auf. Dasbach stellte seinen Plan zunächst der Wehrführung vor, dann der Gemeinde. Obwohl das Konzept direkt überzeugte und sich der Wehrführer zusätzlich für die Umsetzung stark machte, dauerte es am Ende bis zum Spätsommer 2014, bis alle Hürden genommen waren, und die First-Responder Gruppe der Feuerwehr Weltersburg ins Alarmierungssystem der Integrierten Leitstelle in Montabaur aufgenommen wurde. Zunächst für 4, ab 2016 für 5 und ab 2021 für 7 Ortschaften (drei davon in der benachbarten Verbandsgemeinde Wallmerod). Damit hatten die Weltersburger in 2014 ein Alleinstellungsmerkmal und würden dieses für viele Jahre behalten. Es gab im Westerwaldkreis auch im Jahr 2022 kein vergleichbares System bei einer Freiwilligen Feuerwehr. Die Gruppe unter der Leitung von Michael Dasbach (Stand: August 2022) wird jedes Jahr zu mehr als 100 Notfalleinsätzen alarmiert.
Der Anbau
Spätestens der Übungs- und Einsatzdienst der neuen Gruppe machten deutlich, dass das Feuerwehrgerätehaus in seiner bestehenden Form nicht mehr ausreicht. Zwei wesentliche Umstände hatten unter den Weltersburger Feuerwehrleuten bereits seit vielen Jahren immer mal wieder den Wunsch nach einer Erweiterung aufkommen lassen. Zum einen gab es bereits seit Anfang der 2000'er Frauen in der Einsatzabteilung der Wehr, ein Umstand, der beim Bau des Hauses Ende der Achtziger noch keine Rolle spielte, zum anderen war der Schulungsraum schon bei seiner Einweihung 1989 unterdimensioniert. In dem Raum gab es Platz für maximal 20 Personen, wenn alle zusammen rückten.